Kreisläufe

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Ich stelle mich in die Sonne, lese in meinem Buch und warte auf die Straßenbahn. Schon von der anderen Straßenseite höre ich euch. Dein ausgelassenes Quieken mischt sich mit dem Geräusch von Holzreifen auf Beton, denn Du ziehst einen Leiterwagen hinter Dir her in dem sich eine blau weiße Windeltorte in Plasik eingepackt befindet. Dein Papa läuft direkt neben Dir her und dirigiert Dich um die Kurve die Du gerade so bekommst, während Deine Mutter mit dem Kinderwagen, aus dem Dein Geschwisterchen linst, hinter Dir her läuft und ein sanftes Lächeln im Gesicht hat. Eine Gruppe Feiertagsradfahrer passiert den Bahnübergang und sie staunen über Deine Kraft diesen Wagen zu ziehen. Du und Deine Familie, ihr verschwindet langsam hinter den Dixi Toiletten, den trotzigen Überbleibseln der Baustelle, und ich wende mich wieder meinem Buch zu. Dann höre ich Dich plötzlich wieder, Du weinst. Und als ich mich umdrehe sehe ich, dass Du auf dem Arm Deines Papas wieder in Richtung Bahnübergang kommst. Ich weiß nicht was passiert ist, aber irgendwas scheint geschehen zu sein. Vielleicht hast Du in die Hosen gemacht, vielleicht bist Du hingefallen und hast Dich schmutzig gemacht. Als Deine Papa mit Dir auf dem Arm an mir vorbei  läuft streicht er Dir immer wieder über den Kopf und ich höre ihn sagen: "Es ist nicht schlimm. Das machen wir gleich wieder in Ordnung. Du brauchst nicht weinen. Nicht schlimm. Alles ist in Ordnung. Shhhhh. Es ist nicht schlimm."

Weißt Du, ich glaube Du hast einen tollen Papa. Und weißt Du, Du wirst später im Leben immer wieder aufstehen, Du wirst an Dich glauben. Du wirst anderen erlauben so zu sein wie sie sind. Du wirst akzeptieren dass es Menschen gibt die anders sind und Fehler machen. Du wirst selbst ein toller Papa. Das glaube ich.